Roggenlupfer

Roggenlupfer

Der Roggenlupfer war der erste Weißnarr in der Region. Ins Leben gerufen wurde er in den Jahren 1994 –1996 von Hermann Bartsch und ging als erster Weißnarr im Landesverband Württembergischer Karnevalsvereine in die Geschichte ein. Er ist seither fester Bestandteil der 1. FZN “Mistelhexen”.

Der Roggenlupfer ist eine Figur aus der Chronik von Neckarweihingen und war der Spottname für die Neckarweihinger Bauern. Da der Roggen am Neckarufer durch die günstige Lage früher reif wurde als in den umliegenden Dörfern (er wurde an einem flachen, zum Neckar geneigten, sandigen Abhang angebaut), unterstellte man den Bauern, sie würden des nachts an den Ähren lupfen (ziehen), damit der Roggen schneller wachse. Gespottet wurde, dass das Getreide in den Speichern nie bis zur nächsten Ernte reichen würde und die Neckarweihinger deshalb zu dieser Methode greifen würden – Wo gespottet wird, da ist der Neid nicht fern. So konnten die Neckarweihinger als Erster an die Garnison in Ludwigsburg das Getreide für die dortige Kasernenbäckerei liefern.

Der Roggenlupfer trägt die Maske eines verschmitzt lächelnden Bauern. Diese Larve wurde ebenfalls (wie die Maske der Mistelhexen) von Bildhauer Walter Sack entworfen. Das erste Häs aus reinem Leinen wurde von Kurt Liebmann, dem Kulissenmaler des SDR, von Hand gemalt. Aufgrund des weißen Leinengewandes welches mit Ölfarben bemalt wurde, nennt man diese Narrenfigur auch Weißnarr.

Einen besonderen Bestandteil stellt das Gschell dar. Bestehend aus vielen schweren Glocken, die an diagonal über Brust und Rücken laufenden, ledernen Schulterriemen getragen, und mit jeder Bewegung zum Tönen gebracht werden. Eigentlich ist der Begriff Schellen oder Glocken falsch. Wenn man ganz genau ist, dann handelt es sich nämlich um Rollen, welche an den Schulterriemen angebracht sind. Runde Hohlkugeln mit Schallschlitzen, in denen ein Metallkügelchen herum rollt. Das Wort Schelle ist in manchen Regionen ausschließlich für offene Glocken mit darin aufgehängtem Klöppel gebräuchlich. Der Roggenlupfer ist, je nachdem wie stark der Hästräger ist, mit einem oder zwei Paar Rollengurten anzutreffen.

Zusätzlich finden sich zwei Fuchsschwänze an der Haube. In den meisten Fällen wird der Fuchsschwanz kurzerhand als Sinnbild für die Klugheit definiert. Allerdings erklärt der international renommierte Professor für Brauch- und Festtraditionen Europas, Werner Mezger, den Hintergrund auf eine andere Art und Weise. „In der späten Vorstellungswelt des Mittelalters, die in der Narrenidee maßgeblich war, hatte der Fuchsschwanz eine sehr viel negativere Bedeutung: Er signalisierte Falschheit, Heuchelei und Unaufrichtigkeit, und jemand einen „Fuchsschwänzer“ zu nennen, galt spätestens vom 16. Jahrhundert an als eine der schlimmsten Beleidigungen, die man sich überhaupt denken konnte. Wem zudem noch auferlegt wurde, einen oder mehrere Fuchsschwänze real an seiner Kleidung zu tragen, der war damit für jedermann sichtbar in die Gruppe der „Unehrlichen“ eingestuft, als sozial Verachteter abgestempelt oder eben den Narren gleichgestellt.“ Aus dem Buch: Schwäbisch Alemannische Fasnacht von Werner Mezger.

Auszug Häsordnung:
Maske de Roggenlupfers:
Erdacht und ins Leben gerufen wurde die Roggenlupfer-Maske 1996. Entworfen und geschnitzt wurde sie von dem Ludwigsburger Bildhauer Walter Sack. Die Beschaffung einer Roggenlupfer Maske wird immer über den Schnitzmeister geregelt, da diese nicht von Mitgliedern geschnitzt werden kann. Die Maske darf außerhalb des Vereins nicht in der Öffentlichkeit getragen werden.

Beschreibung der Maske:
Die Stirn ist gefurcht wie ein frischgepflügter Acker. Das Haupthaar und der Bart fließen wie das reife Korn im Sommerwind. Die angehängten Ähren umrahmen das volkstümliche , knitzeund zugleich zufriedene Gesicht des Roggenlupfers.

Das Häs des Roggenlupfers ist einheitlich in den Farben:

Larvenhaube (Maskentuch) – weiß (links das Neckarweihinger Wappen / rechts das Ludwigsburger barocke “L“, bemalt mit der Neckarweihinger Hauptstraße-> Blick zum Kirchturm)

Kittel (Jacke) – weiß (Vorderseite-> Panoramabild von Neckarweihingen, Rückseite-> Pferdegespann (Entstehungsjahr des Häs am Pferdekopf)

Hose – weiß (Bauer rechts und Bäuerin links beim Roggenlupfen, individuelles Symbol)

Schuhe – schwarze Lederstiefel

Handschuhe – weiß

Schnupftuch – blau / weiß gemustert

Fuchsschwanz – rechts und links an der Maske

LWK Nr. – gut sichtbar aufgenäht an der linken Schulter

Vereinsemblem – linke Brust das Neckarweihinger Wappen als Halterung des Schnupftuchs

Zusätzlich gehört zu jedem Häs:

Schellengurt – braun mit je 9 Schellen (mindestens 1 Satz / maximal 2 Sätze) Korb – geflochtener Holzkorb in einem hellen braun

Stockschirm (Regenschirm) – Blau mit Holzgriff (nur bei Regen)